Der Total Beta eines Unternehmens ist eineerweiterte Version des Beta-Koeffizienten und berücksichtigt neben dem systematischenRisiko des Unternehmens auch das finanzielle Risiko. Ist das für KMU einesinnvolle Kennzahl?
Der Total Beta eines Unternehmens ist eine erweiterte Version des Beta-Koeffizienten und berücksichtigt neben dem systematischen Risiko des Unternehmens auch das sog. unsystematische, nicht diversifizierbare Risiko. Ist das für Total Beta deshalb für KMU geeignet?
Das Capital Asset Pricing Model (CAPM) basiert auf der Annahme, dass Investoren risikoavers investieren. In Verbindung mit einigen Anforderungen an die Vollständigkeit des Kapitalmarktes leiten Sharpe, Lintner & Mossin in den 60er Jahren ab, dass Kapitalmarktteilnehmer grundsätzlich dem Prinzip der Risikodiversifikation folgen, welches sich in den Renditeerwartungen ihrer Investitionen widerspiegelt und letztlich im Beta-Faktor seinen Ausdruck findet. Wie aber sind nicht börsennotierte, kleine und mittlere Unternehmen zu bewerten? Ist der Total Beta Ansatz eine elegante Lösung für die Bewertung von KMU?
Die Entwicklung der Total Beta-Gleichung erfolgt auf unterschiedlichen Wegen, mündet aber in der Regel in einer Bewertungsgleichung, in der der Beta-Faktor des CAPM durch das sog. Total Beta ersetzt wird. An die Stelle der Kovarianz von Aktienrendite und Marktrendite tritt die gesamte Varianz einer Aktie als der preisrelevante Faktor. Die Gleichung ähnelt der Kapitalmarktlinie, gilt aber nicht für ein Portfolio aus Aktien, sondern für ein einzelnes Unternehmen.
Das CAPM wurde in der Literatur kontrovers diskutiert. Gegenstand der Diskussion bildete dabei auch der Umstand, dass nahezu kein Anleger volldiversifiziert im Sinne des CAPM ist. Bereits für die Investoren großer, börsennotierter Aktiengesellschaften gilt diese Annahme keineswegs.
In der Bewertungspraxis betrifft dieser Umstand aber in besonderem Maße KMUs zu. Deren Eigentümer sind häufig wenig bis gar nicht diversifiziert. Das Engagement als Gründer und Geschäftsführer führt regelmäßig dazu, dass auch ein Großteil des Privatvermögens dieser Personen innerhalb „der eigenen“ Firma gebunden ist. Der Total-Beta-Ansatz ist ein Bewertungskonzept, das den besonderen Umständen eines nicht diversifizierten Investors Rechnung trägt und eine Bewertung von KMUs erlauben soll.
Die Aufstellung einer neuen Theorie zur Erklärung von Gleichgewichtszuständen auf dem Aktienmarkt scheint die Theoretiker der Kapitalmarktforschung ebenso wie die Praktiker seit je her zu einem heftigen Meinungsaustausch anzuregen. Bereits das CAPM, aber auch die Abitrage Pricing Theory (APT; Stephen Ross 1976) wurden in der Literatur kontrovers und keineswegs abschließend diskutiert. Ähnliches gilt auch für die Fachdiskussion rund um den Total Beta Ansatz.
Während beim CAPM und der APT der Schwerpunkt der Diskussion auf den Annahmen, der Gehaltstiefe und der empirischen Überprüfbarkeit lagen, stellte sich beim Total Beta Ansatz jedoch erschwerend heraus, dass die Ergebnisgleichungen nicht widerspruchsfrei sind. Kruschwitz & Löffler (Corporate Finance 06/2014) haben die gravierenden Defizite des Total Beta Konzeptes deutlich herausgestellt und die fehlende Eignung als Kapitalmarktmodell betont.
Der Total-Beta-Ansatz galt zunächst als vielversprechender Ansatz, um die Problematik nicht diversifizierter Investoren bei der Bewertung von KMU zu lösen. Im Zuge der Fachdiskussion stellte sich jedoch heraus, dass diese Hoffnung nicht gerechtfertigt war. Der Total-Beta-Ansatz führt zu elementaren logischen Widersprüchen. Auch die Einordnung als sog. „Praktiker-Ansatz“ mangels anderer Alternativen zur Bewertung von KMU kann diesen schwerwiegenden Mangel nicht aufwiegen.
Total Beta ist eine Erweiterung des klassischen Beta-Koeffizienten und berücksichtigt neben dem systematischen Risiko auch das unsystematische Risiko eines Unternehmens.
Total Beta versucht, die besonderen Umstände von KMU-Eigentümern zu berücksichtigen, die oft wenig diversifiziert sind und einen Großteil ihres Vermögens im eigenen Unternehmen gebunden haben.
Trotz anfänglicher Hoffnungen hat sich gezeigt, dass Total Beta zu logischen Widersprüchen führt und daher keine zuverlässige Alternative für die Bewertung von KMU darstellt.
Hauptkritikpunkte sind die fehlende Widerspruchsfreiheit der Ergebnisgleichungen und die mangelnde Eignung als Kapitalmarktmodell.
Ja, die klassische Anwendung des CAPM und andere kapitalmarktorientierte Modelle wie die Arbitrage Pricing Theory (APT) bieten fundierte Alternativen.
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