Die Volatilität zählt zu den wichtigsten Parametern bei der Bewertung von anteilsbasierten Vergütungsprogrammen nach IFRS 2. Als Maß für die Schwankungsbreite des Aktienkurses beeinflusst sie maßgeblich – neben anderen Faktoren wie Laufzeit, risikolosem Zins und Ausübungspreis – den Wert von Aktienoptionen und ähnlichen Instrumenten. Dieser Beitrag zeigt die praktische Bedeutung der Volatilitätsermittlung und deren Einfluss auf die Unternehmensbewertung.
Die Volatilität beschreibt die Intensität der Kursschwankungen eines Wertpapiers innerhalb eines bestimmten Zeitraums. Als statistisches Maß wird sie typischerweise als Standardabweichung der Renditen ausgedrückt und üblicherweise auf Jahresbasis annualisiert. Je höher die Volatilität, desto stärker schwankt der Kurs um seinen Mittelwert.
Für die Bewertung von Optionen und anderen derivativen Finanzinstrumenten spielt die Volatilität eine zentrale Rolle. Ein grundlegendes Verständnis dieses Parameters ist unerlässlich, da mit steigender Volatilität auch der Wert einer Option zunimmt. Dies liegt daran, dass bei stärkeren Kursschwankungen die Wahrscheinlichkeit wächst, dass die Option während ihrer Laufzeit „im Geld" liegt.
Die mathematische Darstellung der historischen Volatilität erfolgt durch die Formel:
wobei:
Die implizite Volatilität hingegen wird aus den am Markt beobachtbaren Optionspreisen abgeleitet.
Die Bedeutung der Volatilität geht weit über die reine Kennzahlenberechnung hinaus. Sie ist ein wesentlicher Indikator für das Risiko einer Anlage und beeinflusst direkt die Preisbildung von Optionen und optionsähnlichen Instrumenten.
Während die grundlegende Berechnung der Volatilität relativ unkompliziert erscheint, stellt ihre konkrete Ermittlung im Kontext von IFRS 2 die Unternehmen vor besondere Herausforderungen.
Der IFRS 2 „Anteilsbasierte Vergütung“ stellt spezifische Anforderungen an die Ermittlung der Volatilität. Der Standard verlangt die Berücksichtigung der erwarteten Volatilität über den gesamten Zeitraum der Optionslaufzeit. Dabei ist nicht die historische Volatilität mechanisch fortzuschreiben, vielmehr ist eine zukunftsgerichtete Schätzung vorzunehmen.
Bei der Schätzung der erwarteten Volatilität sind gemäß IFRS 2.B25 mehrere Faktoren zu berücksichtigen:
Besonderes Augenmerk legt der Standard auf die Verwendung der historischen Volatilität. Diese sollte einen Zeitraum abdecken, welcher der erwarteten Optionslaufzeit entspricht. Allerdings ist zu beachten, dass die jüngere Vergangenheit grundsätzlich aussagekräftiger für die Zukunft ist als weiter zurückliegende Perioden.
Der Standard erkennt an, dass die Volatilitätsermittlung bei nicht börsennotierten Unternehmen eine besondere Herausforderung darstellt. In solchen Fällen muss das Unternehmen die erwartete Volatilität unter Berücksichtigung aller verfügbaren Informationen schätzen, wobei sich insbesondere die Volatilitäten vergleichbarer börsennotierter Unternehmen heranziehen lassen.
Die Ermittlung der Volatilität für anteilsbasierte Vergütungen kann über drei unterschiedliche Ansätze erfolgen, die je nach Verfügbarkeit von Marktdaten und Börsennotierung des Unternehmens zum Einsatz kommen.
Implizite Volatilität aus Marktpreisen
Die implizite Volatilität leitet sich aus den aktuellen Marktpreisen von gehandelten Optionen ab. Diese zukunftsgerichtete Methode spiegelt die Markterwartungen wider und berücksichtigt aktuelle Entwicklungen. Sie gilt als besonders aussagekräftig, da sie die Einschätzungen aller Marktteilnehmer aggregiert und auf tatsächlichen Transaktionen basiert.
Historische Volatilität bei börsennotierten Unternehmen
Bei börsennotierten Unternehmen lässt sich die historische Volatilität aus den vergangenen Aktienkursschwankungen berechnen. Dabei wird die Standardabweichung der logarithmierten Renditen über einen Zeitraum ermittelt, der idealerweise der erwarteten Optionslaufzeit entspricht. Diese Methode bietet den Vorteil einer objektiven Datenbasis, muss jedoch kritisch hinsichtlich ihrer Zukunftsrelevanz hinterfragt werden.
Peer-Group-Analyse für nicht börsennotierte Unternehmen
Für nicht börsennotierte Unternehmen erfolgt die Volatilitätsschätzung anhand vergleichbarer börsennotierter Unternehmen (Peer Group). Hierbei zieht man Unternehmen mit ähnlicher Größe, Geschäftsmodell und Branchenzugehörigkeit heran. Die ermittelte durchschnittliche Volatilität der Peer Group dient als Näherungswert, wobei unternehmensspezifische Anpassungen erforderlich sein können, um Besonderheiten des zu bewertenden Unternehmens Rechnung zu tragen.
Die Bewertung anteilsbasierter Vergütungen erfordert einen systematischen Ansatz, der sowohl die theoretischen Grundlagen als auch die praktischen Gegebenheiten berücksichtigt. Ein zentraler Aspekt ist dabei die Wahl des geeigneten Bewertungszeitpunkts.
Die initiale Volatilitätsschätzung erfolgt zum Gewährungszeitpunkt und ist in den Folgeperioden grundsätzlich beizubehalten, auch wenn sich die tatsächliche Volatilität anders entwickelt.
Die Qualität der Volatilitätsschätzung hängt maßgeblich von der Verfügbarkeit und Verlässlichkeit der Inputdaten ab. Während bei etablierten börsennotierten Unternehmen meist ausreichend Daten vorliegen, gestaltet sich die Bewertung bei jungen Unternehmen oder in volatilen Marktphasen deutlich komplexer. Hier ist eine sorgfältige Abwägung zwischen verschiedenen Datenquellen und Zeiträumen erforderlich.
Ein weiterer kritischer Punkt ist die Berücksichtigung außergewöhnlicher Ereignisse: Unternehmensübernahmen, Restrukturierungen oder signifikante Änderungen im Geschäftsmodell können die historische Volatilität verzerren und ihre Aussagekraft für die Zukunft einschränken. In solchen Fällen sind adjustierte Bewertungsansätze notwendig, die diese Sondereffekte angemessen berücksichtigen.
Auch die Wahl des Betrachtungszeitraums stellt eine besondere Herausforderung dar. Einerseits sollte der Zeitraum lang genug sein, um statistische Aussagekraft zu gewährleisten. Andererseits sollte er kurz genug sein, um die aktuelle Marktsituation widerzuspiegeln.
Die Praxis zeigt, dass ein Kompromiss zwischen diesen gegenläufigen Anforderungen gefunden werden muss, der sich an der erwarteten Optionslaufzeit orientiert.
Die Bewertung anteilsbasierter Vergütungen erfordert den Einsatz geeigneter Optionspreismodelle, die je nach Komplexität und Ausgestaltung der Programme unterschiedlich ausfallen. Drei Modelle, die jeweils spezifische Vor- und Nachteile aufweisen, haben sich in der Praxis besonders etabliert:
Black-Scholes-Formel
Die Black-Scholes-Formel ist das Standardmodell für die Bewertung einfacher Aktienoptionen im Rahmen von IFRS 2. Sie eignet sich besonders für Plain-Vanilla-Optionen mit europäischer Ausübungsart. Das Modell basiert auf der Annahme einer logarithmischen Normalverteilung der Aktienkurse und berücksichtigt neben der Volatilität auch den risikolosen Zinssatz, die Dividendenrendite und die Restlaufzeit der Option.
Binomialmodell
Für komplexere Vergütungsprogramme mit besonderen Ausübungsbedingungen oder Vesting-Perioden kommt das Binomialmodell zum Einsatz. Es bietet mehr Flexibilität als die Black-Scholes-Formel, da es verschiedene Szenarien der Kursentwicklung abbilden kann. Das Modell unterteilt die Laufzeit in diskrete Zeitintervalle und modelliert für jeden Zeitpunkt mögliche Auf- und Abwärtsbewegungen des Aktienkurses.
Monte-Carlo-Simulation
Bei indexgebundenen oder an relative Performance-Ziele geknüpften Vergütungen ist die Monte-Carlo-Simulation das Mittel der Wahl. Diese Methode simuliert tausende mögliche Kursentwicklungen und berücksichtigt dabei:
Die Wahl des geeigneten Optionspreismodells hängt maßgeblich von der Komplexität des Vergütungsprogramms und den spezifischen Ausübungsbedingungen ab. Während sich einfache Programme mit der Black-Scholes-Formel effizient bewerten lassen, erfordern komplexere Strukturen aufwändigere Modelle wie das Binomialmodell oder die Monte-Carlo-Simulation.
Die praktische Umsetzung der Volatilitätsbewertung nach IFRS 2 stellt Unternehmen vor vielfältige Herausforderungen, die einer sorgfältigen Herangehensweise bedürfen:
Fehlende Marktdaten bei Start-ups
Bei jungen, nicht börsennotierten Unternehmen gestaltet sich die Volatilitätsermittlung besonders anspruchsvoll. Die fehlende Kurshistorie und das oft innovative Geschäftsmodell erschweren die Identifikation vergleichbarer Unternehmen. Zudem können rapides Wachstum und sich ändernde Geschäftsmodelle die Aussagekraft historischer Daten von Peer-Group-Unternehmen einschränken. In solchen Fällen ist eine Kombination verschiedener Bewertungsansätze erforderlich, die sowohl branchenspezifische als auch unternehmensspezifische Faktoren berücksichtigt.
Komplexität der Bewertungsmodelle
Die zunehmende Komplexität moderner Vergütungsprogramme stellt hohe Anforderungen an die Bewertungsmodelle. Leistungsbedingungen, Marktbedingungen und verschiedene Ausübungshürden müssen präzise abgebildet werden. Die Parametrisierung der Modelle erfordert fundierte mathematische Kenntnisse und ein tiefes Verständnis der zugrundeliegenden Annahmen. Besonders bei der Monte-Carlo-Simulation können bereits kleine Änderungen in den Inputparametern zu signifikanten Bewertungsunterschieden führen.
Dokumentationsanforderungen für Wirtschaftsprüfer
Die gewählten Bewertungsansätze müssen nachvollziehbar und prüfungssicher dokumentiert werden. Dies umfasst:
Die Bewältigung dieser Herausforderungen erfordert ein systematisches Vorgehen und die Implementierung robuster Prozesse, die eine konsistente und nachvollziehbare Bewertung sicherstellen.
Regulatorische Anforderungen (Compliance)
Der IFRS 2 stellt umfangreiche Anforderungen an die Bewertung und Dokumentation von anteilsbasierten Vergütungsprogrammen. Die Standard-Setter legen besonderen Wert auf eine transparente und nachvollziehbare Ermittlung der Volatilitäten, da diese einen wesentlichen Einfluss auf die Bewertungsergebnisse haben.
Vorgaben zur Volatilitätsermittlung
Die Regelungen des IFRS 2 verlangen eine zukunftsgerichtete Schätzung der erwarteten Volatilität über die gesamte Optionslaufzeit. Dabei sind sowohl historische Daten als auch zukunftsbezogene Informationen zu berücksichtigen. Der Standard fordert explizit die Dokumentation der verwendeten Methodik und der getroffenen Annahmen.
Prüfungsrelevante Aspekte
Für Wirtschaftsprüfer stehen bei der Prüfung der Volatilitätsermittlung mehrere Aspekte im Fokus. Die gewählte Bewertungsmethodik muss schlüssig begründet und konsistent angewendet werden. Besonderes Augenmerk liegt auf der Nachvollziehbarkeit der Volatilitätsberechnung und der Angemessenheit der verwendeten Datengrundlage. Die Prüfer achten zudem auf die korrekte Zuordnung der Volatilitäten zu den jeweiligen Cash Generating Units.
Offenlegungspflichten
Im Anhang des IFRS-Abschlusses sind detaillierte Angaben zu den verwendeten Volatilitäten erforderlich. Diese umfassen:
Die Einhaltung dieser regulatorischen Anforderungen ist nicht nur aus Compliance-Sicht wichtig, sondern trägt auch zur Vergleichbarkeit und Transparenz der Rechnungslegung bei.
Die Herausforderungen bei der Volatilitätsermittlung nach IFRS 2 lassen sich mit einer spezialisierten Software-Lösung wie Valuation Pro effizient bewältigen. Die Plattform bietet einen umfassenden Ansatz für die professionelle Bewertung anteilsbasierter Vergütungen.
Aktuelle Volatilitätsdaten auf Knopfdruck
Valuation Pro ermöglicht den direkten Zugriff auf einen umfangreichen Pool aktueller Volatilitätsdaten. Die Datenbank stellt qualitativ hochwertige Kapitalmarktdaten zur Verfügung und zeichnet sich durch ihren großen Datenumfang aus. Wirtschaftsprüfer und Rechnungslegungsexperten können damit schnell und effizient die benötigten Volatilitäten ermitteln.
Standardisierte Bewertungsmodelle
Die Software integriert alle relevanten Bewertungsmodelle – von der Black-Scholes-Formel über das Binomialmodell bis zur Monte-Carlo-Simulation. Die standardisierten Verfahren gewährleisten eine konsistente und nachvollziehbare Bewertung, die den Anforderungen des IFRS 2 entspricht. Die intuitive Bedienbarkeit der Plattform ermöglicht auch weniger erfahrenen Anwendern eine professionelle Bewertung.
Prüfungssichere Dokumentation
Ein besonderer Vorteil liegt in der automatisierten, prüfungssicheren Dokumentation. Die Software erstellt vollständige Bewertungsunterlagen, die alle relevanten Parameter, Annahmen und Berechnungsschritte transparent nachweisen. Dies erfüllt nicht nur die Dokumentationsanforderungen für Wirtschaftsprüfer, sondern erleichtert auch die Kommunikation mit Stakeholdern und Aufsichtsbehörden.
Die Lösung ist speziell auf die Bedürfnisse von Wirtschaftsprüfern, Steuerberatern und Leitern der Rechnungslegung zugeschnitten und vereinfacht den komplexen Prozess der Volatilitätsbewertung erheblich.
Die Volatilität ist ein zentraler Input in Optionspreismodellen, da sie die Schwankungen des Aktienkurses widerspiegelt. Höhere Volatilität erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass Optionen „im Geld“ enden, und steigert somit ihren Wert.
Unternehmen müssen die erwartete Volatilität über die Laufzeit der Option schätzen. Dabei sind historische Aktienkursvolatilität, implizite Volatilität aus gehandelten Optionen sowie branchenspezifische Faktoren für nicht börsennotierte Unternehmen zu berücksichtigen.
Es gibt drei Hauptmethoden: (1) Implizite Volatilität aus Marktpreisen gehandelter Optionen, (2) historische Volatilität auf Basis vergangener Aktienkurse und (3) Peer-Group-Analyse für nicht börsennotierte Unternehmen.
Zu den Herausforderungen zählen fehlende Marktdaten für Start-ups, komplexe Bewertungsmodelle für strukturierte Vergütungspläne sowie die Notwendigkeit einer revisionssicheren Dokumentation der Annahmen und Berechnungen.
Unternehmen müssen die verwendete Methodik zur Volatilitätsbestimmung, zentrale Annahmen, angewandte Bewertungsmodelle sowie Sensitivitätsanalysen für wesentliche Schätzungsunsicherheiten offenlegen.
Wir unterstützen bei der Recherche der Daten — z.B. der Zusammenstellung der Peer-Group — mit einem kurzen Training zur Bedienung der Plattform. Gerne anhand Ihres konkreten Projekts.