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Die Länderrisikoprämie: Berechnung und Anwendung

Die Länderrisikoprämie ist ein Faktor, dem bei Unternehmensbewertungen und Investitionsentscheidungen eine wichtige Rolle zukommt. Sie steht für das zusätzliche Risiko, das mit Investitionen in bestimmte Länder verbunden ist. Weil die Länderrisikoprämie die Kapitalkosten beeinflusst, hat sie unmittelbare Auswirkungen auf den Unternehmenswert. Wir zeigen, wie man die Länderrisikoprämie ermittelt und welche praktische Relevanz sie für die tägliche Arbeit in Unternehmen hat.

Geschrieben von

Peter Schmitz

Veröffentlicht am

7.8.24

INHALTSVERZEICHNIS

Was sind Länderrisiken?

Sind Unternehmen international tätig, stehen sie mit jeder Auslandsinvestition vor einer Vielzahl an Risiken. Diese gehen weit über die üblichen unternehmerischen Herausforderungen hinaus.

Länderrisiken basieren auf den spezifischen politischen, wirtschaftlichen und sozialen Bedingungen eines Landes. Sie können sich erheblich von denen des Heimatmarktes unterscheiden.

Zu den sie beeinflussenden Faktoren gehören etwa geopolitische Spannungen, politische Instabilität, Wechselkursschwankungen, unvorhersehbare Zinsentwicklungen oder hohe Inflationsraten. In ihrer Gesamtheit können sie das Geschäftsumfeld eines Unternehmens im Ausland maßgeblich beeinflussen.

Überdies bergen ausländische Investitionen häufig Risiken wie:

  • Steuerliche Unsicherheiten: Änderungen in der Steuergesetzgebung oder uneinheitliche Interpretationen können zu erheblichen finanziellen Belastungen führen.
  • Rechtliche und regulatorische Risiken: Unterschiedliche Rechtsordnungen und sich ständig ändernde Vorschriften erschweren die Einhaltung gesetzlicher Anforderungen.
  • Geschäfts- und Kreditausfälle: Die Bonität von Geschäftspartnern im Ausland kann aufgrund wirtschaftlicher oder politischer Krisen beeinträchtigt werden.
  • Rechtsstreitigkeiten: Kulturelle Unterschiede, sprachliche Barrieren und komplexe Rechtssysteme erhöhen das Risiko von Rechtsstreitigkeiten.

Diese Risiken können zu erheblichen finanziellen Verlusten führen. Zudem sind sie geeignet, die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen zu beeinträchtigen. Daher ist eine gründliche Analyse und Bewertung von Länderrisiken vor jeder Auslandsinvestition unerlässlich.

So lassen sich Länderrisiken in der Unternehmensbewertung berücksichtigen

Länderrisiken stellen eine Herausforderung für die Unternehmensbewertung dar. Denn sie erschweren es, die zukünftigen Zahlungsströme eines Unternehmens zu bestimmen. Zwei grundlegende Ansätze erlauben es, diese Risiken bei einer Bewertung einzubeziehen:

  1. Anpassung der Zahlungsströme: Theoretisch lassen sich Länderrisiken direkt in den Prognosen der zukünftigen Zahlungsströme berücksichtigen. Dies würde jedoch eine sehr detaillierte und oft unrealistische Einschätzung der Wahrscheinlichkeiten verschiedener Risiken erfordern. In der Praxis ist es schwierig, die Auswirkungen von politischen Unruhen, Naturkatastrophen oder anderen unvorhersehbaren Ereignissen präzise zu quantifizieren.
  2. Erhöhung der Kapitalkosten: Gängiger und pragmatischer ist es, die Kapitalkosten des Unternehmens zu erhöhen. Diese Kapitalkosten stellen die Mindestrendite dar, die Investoren für ihr eingesetztes Kapital erwarten. Indem man den Kapitalkosten eine Länderrisikoprämie hinzufügt, berücksichtigt man das erhöhte Risiko einer Investition in einem bestimmten Land. Diese Prämie stellt die zusätzliche Unsicherheit dar, die mit dem jeweiligen Land verbunden ist.

Für den Einbezug der Risiken in die Kapitalkosten sprechen drei Gründe:

  • Einfacher: Die Erhöhung der Kapitalkosten ist ein relativ einfacher Ansatz, um Länderrisiken zu berücksichtigen.
  • Vorsichtiger: Durch höhere Kapitalkosten wird die Bewertung konservativer, da die zukünftigen Zahlungsströme mit einem höheren Zinssatz abgezinst werden.
  • Marktüblich: Dieser Ansatz ist im Alltag weitverbreitet und wird von vielen Bewertungsmodellen unterstützt.

Indem man Länderrisiken in die Kapitalkosten einbezieht, gerät die Bewertung eines Unternehmens realistischer und umfassender. So lässt sich die erhöhte Unsicherheit einer Auslandsinvestition angemessen berücksichtigen und entsprechend eine fundiertere Entscheidungsgrundlage schaffen.

Die Länderrisikoprämie in der Bewertung

Zur Berechnung der Kapitalkosten dient das Capital Asset Pricing Model (CAPM) als Grundlage. Im internationalen Kontext erweitert man dieses Modell um die zusätzliche Komponente der Länderrisikoprämie.  

Das CAPM besagt, dass die erwartete Rendite einer Anlage (etwa einer Aktie) von deren systematischen Risiko abhängt, gemessen am Betafaktor. Bei internationalen Investitionen stellt das Länderrisiko einen zusätzlichen Faktor dar. Um dieses zusätzliche Risiko zu berücksichtigen, schlägt man eine Länderrisikoprämie auf den risikolosen Zinssatz und die Marktrisikoprämie auf.

Die Länderrisikoprämie ist aus mehreren Gründen wichtig:

  • Investoren verlangen für das höhere Risiko einer Auslandsinvestition eine höhere Rendite. Die Länderrisikoprämie bildet diese Kompensationsforderung ab.
  • Durch Hinzunahme der Länderrisikoprämie wird die Bewertung eines Unternehmens realitätsnäher, weil sie das zusätzliche Risiko berücksichtigt.
  • Die Länderrisikoprämie ermöglicht einen besseren Vergleich von Unternehmen, die in verschiedenen Ländern tätig sind.

Um die Länderrisikoprämie zu ermitteln, stehen unterschiedliche Methoden zur Verfügung, etwa:

  • Rating-basierte Ansätze: Hierbei nutzt man das Länderrating einer Ratingagentur als Grundlage für die Ermittlung der Prämie.
  • Zinsdifferenz: Die Zinsdifferenz zwischen risikoarmen Staatsanleihen des Heimatlandes und denen im Ausland dient als Indikator für das Länderrisiko.
  • Country-Risk-Modelle: Berücksichtigung einer Vielzahl von Faktoren, wie politische Stabilität, wirtschaftliche Entwicklung und rechtliche Rahmenbedingungen, um das Länderrisiko zu bewerten.

Die Länderrisikoprämie nach Aswath Damodaran: ein Überblick

Aswath Damodaran ist bekannt für seine Arbeiten im Bereich der Unternehmensbewertung. Als Professor für Finanzen an der New York University Stern School of Business gilt er als einer der führenden Experten für die Bewertung von Unternehmen und Vermögenswerten.

Damodaran beschäftigt sich intensiv mit dem Thema der Länderrisikoprämien und hat umfangreiche Daten und Modelle zur Berechnung dieser Prämien für eine Vielzahl von Ländern entwickelt.

Seine Daten und Berechnungen stellt er für eine große Anzahl von Ländern zur Verfügung. Wenngleich die Häufigkeit von Updates von verschiedenen Faktoren abhängt, führt Damodaran regelmäßig Aktualisierungen durch, um aktuelle Entwicklungen zu berücksichtigen.

Die Länderrisikoprämie in der Bewertungspraxis

In der Unternehmensbewertung, vor allem bei Unternehmen in Hochrisikoländern, erlangt die Berücksichtigung von Länderrisiken eine immer größere Bedeutung.

Internationale Rechnungslegungsstandards wie IFRS schreiben sogar explizit vor, dass Unternehmen die Auswirkungen von Länderrisiken auf den Unternehmenswert bewerten müssen. Ein prominentes Beispiel ist IAS 36, der Standard zum Impairment-Testing.

Fazit – die Länderrisikoprämie im Kontext der Unternehmensbewertung

Die Länderrisikoprämie ist ein unverzichtbarer Bestandteil der Unternehmensbewertung, insbesondere auf internationalem Parkett. Sie spiegelt die zusätzlichen Risiken wider, denen Investoren bei Anlagen in bestimmten Ländern ausgesetzt sind. Diese Risiken beeinflussen maßgeblich die Attraktivität einer Investition.

Die Höhe der Länderrisikoprämie hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab. Hierzu gehören etwa die politische Stabilität, die Wirtschaftsentwicklung, die Inflationsrate, das Wechselkursrisiko oder die rechtlichen Rahmenbedingungen.

Zur Quantifizierung dieser Risiken wurden verschiedene Modelle entwickelt. Eines der bekanntesten Modelle ist das Capital Asset Pricing Model (CAPM), erweitert um einen zusätzlichen Faktor für das Länderrisiko.

Die Berücksichtigung von Länderrisiken hat praktische Relevanz. Denn internationale Rechnungslegungsstandards wie IFRS schreiben vor, dass Unternehmen die Auswirkungen von Länderrisiken auf den Unternehmenswert bewerten müssen. Vor allem bei Unternehmen in Hochrisikoländern ist dies von Bedeutung.

Die Ermittlung der Länderrisikoprämie ist mit Herausforderungen verbunden: Zukunftstrends in der globalen Wirtschaft, wie politische Unsicherheiten, Handelskonflikte und technologische Veränderungen, können die Länderrisiken erheblich beeinflussen. Deshalb ist es erforderlich, die Modelle und Berechnungsmethoden kontinuierlich anzupassen.

Was ist die Länderrisikoprämie und warum ist sie wichtig in der Unternehmensbewertung?
Welche Faktoren beeinflussen die Länderrisiken?
Wie lassen sich Länderrisiken in der Unternehmensbewertung berücksichtigen?
Welche Methoden gibt es zur Ermittlung der Länderrisikoprämie?
Warum spielt die Länderrisikoprämie eine wichtige Rolle bei internationalen Investitionen?
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