Die Finanzmärkte sind ein komplexes Umfeld, in dem Unternehmen ständig schwanken. Doch weshalb reagieren manche Branchen stärker auf allgemeine Marktentwicklungen als andere? Die Antwort liegt unter anderem in den sogenannten Branchenbetas. Für Wirtschaftsprüfer und Steuerberater ist das Verständnis von Branchenbetas essenziell. Denn sie bieten wertvolle Hinweise auf das Risiko von Unternehmen und spielen im Rahmen der Unternehmensbewertung eine entscheidende Rolle. In diesem Beitrag erklären wir, was Branchenbetas sind, wie man sie berechnet und sie in der täglichen Arbeit einsetzt.
Ein Branchenbeta – auch Sektorbeta – ist eine statistische Kennzahl, welche die durchschnittliche Schwankungsanfälligkeit aller Unternehmen einer bestimmten Branche im Vergleich zu einem breiten Marktindex misst.
Anders als bei einem individuellen Unternehmensbeta, welches das Risiko eines einzelnen Unternehmens widerspiegelt, gibt das Branchenbeta einen Überblick über das systematische Risiko einer gesamten Branche.
Das Branchenbeta ist damit ein wichtiger Indikator für das Risiko einer Anlage in Unternehmen einer bestimmten Branche. Zudem verwendet man das Branchenbeta häufig bei der Unternehmensbewertung – zur Bestimmung der angemessenen Eigenkapitalkosten und zu Beurteilung des eigenen Risikoprofils und Geschäftsstrategie.
Für die Ermittlung eines Branchenbetas führt man in der Regel eine Regression durch, um den linearen Zusammenhang zwischen den Renditen eines Branchenindex und einem breiten Marktindex zu bestimmen.
Zunächst wählt man einen geeigneten Branchenindex, der die Unternehmen der entsprechenden Branche möglichst genau abbildet. Parallel wählt man einen Marktindex, wie etwa den S&P 500 oder den DAX.
Anschließend sammelt man historische Kursdaten für den Branchenindex und den Marktindex über einen ausreichend langen Zeitraum. Schließlich führt man mithilfe einer statistischen Software eine lineare Regression durch. Die Steigung dieser Regressionsgeraden entspricht dem Branchenbeta.
Alternativ kann man auf Datenanbieter zurückgreifen, wie etwa Prof. Aswath Damodaran von der Stern School of Business an der New York University. Er veröffentlicht jährlich aktualisierte Schätzungen für eine Vielzahl von Branchenbetas.
Das Branchenbeta ist nicht nur ein statistisches Maß für die allgemeine Schwankungsanfälligkeit einer Branche, er dient auch als wichtiger Vergleichsmaßstab für einzelne Unternehmen.
Durch den Vergleich des Unternehmensbetas mit dem Branchenbeta lässt sich einschätzen, ob ein Unternehmen eher defensiv oder offensiv positioniert ist. Ein Unternehmen mit einem höheren Beta als die Branche ist tendenziell riskanter, da es stärker auf allgemeine Marktbewegungen reagiert.
Das Branchenbeta bildet eine Benchmark, an der sich die Performance eines Unternehmens messen lässt. So kann man etwa erkennen, ob es über- oder unterdurchschnittlich gewachsen ist im Vergleich zu seinen Wettbewerbern.
Mithilfe des Branchenbetas können Unternehmen zudem ihre eigene Strategie überprüfen und gegebenenfalls anpassen. Ein Unternehmen mit einem deutlich niedrigeren Beta als die Branche könnte etwa Überlegungen anstellen, um sein Wachstum zu beschleunigen.
In Summe ist das Branchenbeta nicht nur ein statistisches Maß, sondern ein vielseitiges Instrument für die Unternehmensanalyse und -bewertung. Durch den Vergleich eines Unternehmens mit seiner Branche gewinnen Investoren, Analysten und Unternehmenslenker wertvolle Erkenntnisse. Diese erlauben ihnen, fundiertere Entscheidungen zu treffen.
Die internationale und nationale Rechnungslegung sowie die Bewertungspraxis legen großen Wert auf eine fundierte Ermittlung von Betafaktoren. Standards wie IAS 36 (Impairment of Assets) oder der deutsche IDW S1 (Grundsätze zur Durchführung von Unternehmensbewertungen) sehen vor, dass das Beta eines Unternehmens in der Regel anhand einer Peergroup vergleichbarer Unternehmen ermittelt wird.
Denn Peergroups ermöglichen eine genauere Abbildung der spezifischen Risiken einer Branche oder eines Unternehmenssegments. Und durch den Vergleich mit ähnlichen Unternehmen lässt sich das Unternehmen besser einordnen und bewerten.
Alternativ lässt sich das Beta anhand sogenannter Index-Betas ermitteln. Ein Index-Beta gibt an, wie stark sich ein Index (DAX, MSCI World) im Vergleich zu einem breiten Marktindex entwickelt. Index-Betas sind einfacher zu berechnen und zu interpretieren als Peergroup-Betas, zudem liegen für viele Indizes lange und zuverlässige historische Datenreihen vor.
Allerdings repräsentiert ein Index nicht immer alle Unternehmen einer Branche gleichermaßen. Außerdem erfassen Index-Betas möglicherweise nicht alle spezifischen Risiken eines Unternehmens.
Branchenbetas bieten eine schnelle und effiziente Möglichkeit, die Risikostruktur von Branchen zu analysieren und zu vergleichen. Denn im Vergleich zur detaillierten Analyse einzelner Unternehmen und der Erstellung einer Peergroup erfolgt die Berechnung eines Branchenbetas in der Regel deutlich schneller.
Überdies dienen Branchenbetas als Ausgangspunkt für weitere Analysen, wie beispielsweise die Berechnung von Unternehmensbetas oder die Bewertung von Portfolios.
Trotz der Vorteile von Branchenbetas gibt es auch einige Einschränkungen und potenzielle Nachteile, die bei ihrer Anwendung berücksichtigt werden sollten.
Zum einen mangelt es ihnen an Präzision. Denn oft ist nicht genau bekannt, welche Unternehmen in den zugrunde liegenden Index aufgenommen wurden und wie ihre Gewichtung ist. Bei heterogenen Branchen können die Unternehmen sehr unterschiedliche Geschäftsmodelle und Risikoprofile haben, welche ein durchschnittliches Branchenbeta verschleiert.
Ein weiterer Nachteil ist die zeitliche Ungenauigkeit. Denn die zugrunde liegenden Daten sind häufig nur auf Monats- oder Jahressicht verfügbar, was zu einer Verzerrung der Ergebnisse führen kann. Überdies sind die Daten, vor allem in dynamischen Branchen, mitunter veraltet.
Und schließlich mangelt es ihnen an Konformität. Denn viele Bewertungsstandards, wie der deutsche IDW S1, empfehlen oder fordern die Verwendung von Peergroups zur Ermittlung des Betafaktors. Branchenbetas weichen von dieser Empfehlung ab.
Das Branchenbeta ist eine zentrale Kennzahl für die Unternehmensbewertung. Sie gibt Aufschluss über die durchschnittliche Schwankungsanfälligkeit einer Branche im Vergleich zum Gesamtmarkt.
Es bietet eine schnelle und einfache Möglichkeit, das Risiko einer Anlage in eine bestimmte Branche einzuschätzen. Allerdings ist es wichtig, die Grenzen und Einschränkungen dieser Kennzahl zu kennen.
Während Branchenbetas einen wertvollen ersten Eindruck vermitteln, sollten sie nicht als alleinige Grundlage für Investitionsentscheidungen dienen. Vielmehr ergänzen sie andere Analysemethoden und dienen als Ausgangspunkt für weiterführende Untersuchungen.
Ein wichtiger Aspekt ist die Konformität mit den geltenden Bewertungsstandards. Zwar stellen Branchenbetas eine schnelle und einfache Methode dar, jedoch empfehlen viele Standards wie der deutsche IDW S1 die Verwendung von Peergroups, um eine genauere Abbildung der spezifischen Risiken eines Unternehmens zu gewährleisten.
Die Wahl zwischen Branchenbetas und Peergroup-Betas hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie der Verfügbarkeit von Daten, der Homogenität der Branche und den spezifischen Anforderungen der Analyse. In vielen Fällen ist eine Kombination beider Ansätze sinnvoll, um eine umfassendere Bewertung zu erhalten.
Ein Branchenbeta misst die durchschnittliche Schwankungsanfälligkeit aller Unternehmen einer bestimmten Branche im Vergleich zu einem breiten Marktindex. Es wird in der Unternehmensbewertung verwendet, um das Risiko einer Branche zu beurteilen und dient als Vergleichsmaßstab für die Bewertung einzelner Unternehmen innerhalb dieser Branche.
Ein Branchenbeta wird in der Regel durch eine lineare Regression ermittelt, bei der die historischen Renditen eines Branchenindex mit denen eines breiten Marktindex verglichen werden. Dazu sammelt man Kursdaten über einen längeren Zeitraum und bestimmt die Steigung der Regressionsgeraden, die dann dem Branchenbeta entspricht.
Branchenbetas bieten eine schnelle und effiziente Möglichkeit, die Risikostruktur von Branchen zu analysieren und zu vergleichen. Sie sind einfacher und schneller zu berechnen als Peergroup-Betas und bieten eine nützliche Ausgangsbasis für weitere Analysen, wie etwa die Berechnung von Unternehmensbetas.
Branchenbetas können unpräzise sein, da sie die spezifischen Risiken einzelner Unternehmen in einer Branche nicht immer genau abbilden. Außerdem basieren sie oft auf veralteten oder zu groben Daten und weichen von Bewertungsstandards ab, die die Verwendung von Peergroups empfehlen.
Ein Branchenbeta eignet sich gut für erste Einschätzungen und schnelle Analysen, insbesondere wenn keine detaillierten Daten für einzelne Unternehmen verfügbar sind oder wenn eine Branche sehr homogen ist. Bei detaillierteren Bewertungen und wenn Präzision gefordert ist, sollte jedoch ein Peergroup-Beta bevorzugt werden, da es spezifische Risiken besser abbilden kann.
Wir unterstützen bei der Recherche der Daten — z.B. der Zusammenstellung der Peer-Group — mit einem kurzen Training zur Bedienung der Plattform. Gerne anhand Ihres konkreten Projekts.